##wm2014

Was könnte die Politik während der Fußball-WM vorhaben?

von , 18.6.14

Erinnern Sie sich noch, was während großer Sportveranstaltungen in Berlin durch den Bundestag geschleust wurde? Zwei Jahre ist es her, dass im deutschen Bundestag und von Medien und Bevölkerung wenig beachtet das Widerspruchsrecht bei der Adressauskunft abgeschafft wurde. Daher werfen wir jetzt die Frage in den Raum, was wohl während der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien so beschlossen werden könnte.

Ich will gar nicht darauf herumreiten, was da im Sommer 2012 entschieden wurde. Die Meldeämter dürfen Adresshandel betreiben, ohne dass der Bürger etwas dagegen unternehmen kann. So hieß es damals. Und da gerade Fußball-Europameisterschaft war, blieb das alles von vielen Medien weitgehend unbeleuchtet.

Ebenso unbeachtet vom fußballtrunkenen Volk blieben weitere Entscheidungen, die während der vergangenen Fußball-Weltmeisterschaften getroffen wurden. Während des “Sommermärchens” 2006 in Deutschland wurde die Mehrwertsteuer erhöht, vor vier Jahren die Krankenkassenbeiträge. Da das Volk beim Feiern war, ging das alles ohne Proteste durch.

Nun bin ich ja doch ziemlich fußballinteressiert. Ich werde mir, wenn es meine Zeit erlaubt, während der WM immer wieder Spiele ansehen. Aber ich behalte auch das Gemurmel im Internet im Auge. Vielleicht versuchen ja die Politiker wieder, während das Volk bespaßt wird, irgendwelche volksfernen Entscheidungen durchzuprügeln.

Bei WELT online wurde gut beschrieben, was dieses Mal durch die Gremien gepeitscht werden könnte. Ob es Dobrindts Pkw-Maut ist oder Gabriel die Öko-Reform einfach mal einsammelt, ob man Drohnen in Kampfgebiete losschicken wird oder Finanzminister Schäuble im Eilverfahren die Lebensversicherungen neu erfinden will – Ideen gibt es viele, die man während der WM durchdrücken kann.

Es guckt ja kaum jemand hin.

Im alten Rom nannte man das Ganze Brot und Spiele. Während solcher Großereignisse lassen sich diverse Dinge einfach besser durchziehen. Es wäre auch nicht das erste Mal, dass man den Sport zur Verschleierung politischer Absichten missbraucht; so geschehen mit den Olympischen Spielen zu Beginn des Zweiten Weltkriegs oder mit den Kinder- und Jugend-Spartakiaden in der DDR. Es ist also ein probates Mittel.

Wie auch immer – man muss trotz der Freude über tolle Spiele die Augen offen halten. Sonst ist man vielleicht irgendwann überrascht, dass sich die Welt geändert hat. Und man kann auch als Fußball-Fan den einen oder anderen Seitenblick riskieren.
 
Crosspost von Henning Uhle

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