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Grüne Perspektiven: Das Spiel mit den Farben

von , 6.5.09


Die Partei Petra Kelly’s hat sich gewandelt seit der Gründung der Partei 1980, einerseits um langfristig salonfähig und konkurrenzfähig zu sein und andererseits um an die Macht zu kommen. Der ideologische Kampf mit der CDU wurde vor langer Zeit zu Grabe getragen. In Baden-Württemberg gab es schon vor Jahren die ersten Schwarz-Grünen Gedankenspiele und sogar in Berlin, wo die Grüne als „Links“ eingestuft wird, gab es bereits Zählgemeinschaften mit der CDU auf Bezirksebene.

Obwohl diese Koalition mit der CDU in Hamburg einen Imageschaden darstellt ist die Hoffnung, weiterhin auf der politischen Bühne mitzuspielen und in einer Fünf-Parteien-Konstellation doch irgendwo wieder mitzuregieren zurzeit nicht nur ein Farbenspiel der Emotionen, sondern maßgeblich bei der Entscheidungsfindung. Die Wandlung der Grünen wird immer wieder deutlich sichtbar.

Eine Begebenheit ist mir besonders in Erinnerung geblieben, als ich vor ein paar Jahren die Zeremonie zur Übergabe der Politikawards (Auszeichnungen für die besten Ideen oder Errungenschaften in der politischen Kommunikation) beiwohnte. Bei dieser Veranstaltung wurde nicht nur ein ehemaliger Grüner, Otto Schily, für sein Lebenswerk geehrt, darunter fällt auch seine Vorreiterrolle beim Gründen eines Überwachungsstaats in Deutschland, sondern darüber hinaus wurde der frisch gewählte grüne Tübinger Oberbürgermeister, Boris Palmer, als Aufsteiger des Jahres gekürt. Der prägende Moment kam, als er den Preis von einem Abgesandten des McDonald’s Fast Food Kette überreicht bekam. Schily und Palmer – Überwachungsstaat und McDonald’s – die Grünen haben sich in der Tat gewandelt.

Die Wandlung der Grünen kann man zwar als notwendiges Übel bezeichnen, aber die Wandlung geht Hand in Hand mit einer Fixierung auf die Machtperspektive. In der post-rot-grünen Ära, die nun endgültig vorbei zu sein scheint, gerade unter der Betrachtung, dass in Berlin die SPD lieber mit der PDS regiert und Hamburg die Grünen mit der CDU regieren, wird täglich in den Medien die Gretchenfrage abverlangt. Gibt es die Möglichkeit einer Schwarz-Grünen, Schwarz-Gelb-Grünen, Rot-Gelb-Grünen oder Rot-Rot-Grünen Koalition nach der Bundestagswahl? Das sind die Farbenspiele, die eine Regierungsbeteiligung ermöglichen könnten. Doch ist die einzige Lehre aus dem Scheitern des Rot-Grünen Projektes, dass wahllos mit jeder demokratischen Partei Koalitionen gemacht werden können?

Ich sehe die Wandlung der Grünen mit gemischten Gefühlen, negativ bei der Verwässerung von basisdemokratischen Traditionen und Wurzeln, der Verlust an Idealismus und Alternativem, aber mit ihrer Anpassung haben sie auch einen Verdienst für die Gesellschaft geleistet, indem ihre inhaltlichen Ziele innerhalb der Gesellschaft großen Zuspruch gefunden haben, im Besonderen beim Umweltschutz. Die Grünen haben einen langen Weg hinter sich, aber das gegenwärtige Spiel mit den Farben wird langsam ein Spiel mit dem Feuer.

Die jüngeren Grünwähler könnten der Partei den Rücken kehren. Das alternative Image der Grünen war wertvoll, neue Generationen heranzuziehen. Doch der talentierte Nachwuchs geht langsam verloren. Und sollte der Nachwuchs eines Tages ausbleiben, wird die Überlebensfähigkeit der Partei in Frage gestellt werden.

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