#Twitter

TweetLog: @SaschaLobo aktiv und #Gabriel passiv zu #CETA

von , 27.11.14

Donnerstag 27., und Freitag, 28. November 2014

465 Retweets gab’s in den zwei Tagen für @saschalobo:

Lustig wird es, wenn die EU Google zerschlagen will – und dann wegen des TTIP-Investitionsschutzes auf 100 Schrilliarden € verklagt wird.

Das ist ziemlich viel und bringt ihn auf Platz 1 der relevantesten User. Soviel zur kurzzeitigen Dominanz der Berufspolitiker. Auf Platz zwei folgt übrigens der @sigmargabriel, allerdings eher durch passive Nennung, wozu unter anderem der Hashtag #Gabriel beiträgt. #lügensiggi hat sich nicht wirklich durchgesetzt.

Dreist: will private Schiedsgerichte für Konzerne in gegen Parteitagsbeschluss durchboxen. ,

 von @kattascha fand am meisten Widerhall, 92RT.

Bei den Themen lagen #CETA und #TTIP weit in Führung, mit zusammen 1577 Nennungen weit vor dem zweitplatzierten #ff mit 645. Bemerkenswert dabei: Medien interessieren sich für diese beiden Themen kaum – s. Bild von #CETA während der letzten 24h.
Der erfolgreichste Medientweet widmet sich dagegen einem Genre, das am ehesten als digitaler Boulevard durchegehen könnte:

Hinweisschild für Nudelmesse der #Pastafarianischen Kirche in #Templin aufgestellt #fliegendes #spaghettimonster,
von @rbbonline mit immerhin 297 Retweets.

TwitterMonitor - 24h über #CETA, 28.11., Stand 19 Uhr

TwitterMonitor – 24h über #CETA, 28.11., Stand 19 Uhr

 

Mittwoch, 26.November 2014

Twitter-Professionalisierung: Berufspolitiker auf den vorderen Plätzen

Zum ersten Mal seit langem liegen zwei Tweets von Parlamentsmitgliedern in Führung:
„Antrag #angenommen! Niederländisches Parlament spricht sich gegen Schiedsgerichte in #TTIP & #CETA aus. Goed gedaan!
schreibt @Sven_Giegold mit 96 RTs, und @SWagenknecht weist auf ihre Rede im Bundestag hin, 108 RT:
Meine Kritik an Merkel in der Generaldebatte zum #Haushalt. Kalte Kriegerin und schwarze Null.

Drittens schließlich kommt @Senficon, die im EU-Parlament ihre erste Rede gehalten hat, schafft es damit auf den Spitzenplatz der relevantesten User, ist also insgesamt, und nicht nur für einen Tweet am öftesten genannt worden.

Aus dieser bemerkenswertern Häufung lassen sich verschiedene Folgerungen ableiten. Mag sein, wir habe es schlicht mit einem Höhepunkt der Vorweihnachts-Redesaison zu tun. Bei der Gelegenheit bekommen die Mitglieder diverser Parlamente etwas mehr Aufmerksamkeit.

Oder wir lesen das als ein Indiz für eine Professionalisierung des Geschäfts auf Social Media.

Gegen die These vom Vorrücken der Profis spricht allerdings ein anderer Punkt. Wichtigstes Thema des Tages wurde nämlich #s21. Und nicht nur des Tages, sondern auch auf längere Sicht: während der letzten drei Monate (s. Abbildung). Dort führt #s21 mit beachtlichem Abstand, 46442 Nennungen vor den beiden nächsten #Berlin, als allgemeiner Indikator der Amtspolitik, mit 30887 und #ttip mit annähernd gleich vielen Nennungen: 30713. #s21 ist nun kein ausgesprochenes Politikerthema. Und daher gibt es vielleicht eine weitere Antwort: Es gelingt politischen Profis zwar mittlerweile hin und wieder, ins Rampenlicht vorzurücken, aber für die langfristigen Themen spielen Personalien der Art kaum eine Rolle.

TwitterMonitor - über 90 Tage, Stand 27.11., 2 Uhr morgens.

TwitterMonitor – über 90 Tage, Stand 27.11., 2 Uhr morgens.

 

 

Twitter Monitor – Dienstag, 25. November 2014

Wie #Ferguson als Spektakel gebraucht wird

@SNiemannARD war ganz nah dran am Spektakel vor St.Louis, Alien vs. Predator, Schwarze gegen Weiße, Polizei gegen …
Das #Tränengas (sic! Mit #!) ist ausgekotzt, Adrenalin runtergefahren, Angst verflogen. Gleich meine @tagesschau aus #Ferguson mit Bildern wie Bürgerkrieg

Journalismus kann schon ein anstrengender und gefährlicher Sport sein. Nicht dass ein ARD-Reporter je in dem Ton aus der Ohlauer berichtet hätte. Aber im Wilden Westen, wo einem, wie wir aus Kino und TV wissen, ständig Revolverkugeln um die Ohren sausen, da kriegen wir den Straßenkampf live vom Embedded Journalist. Die Schreibe klingt wie Aktivismus, aber Herr Niemann ist kein Aktivist, hat sich auf keine Seite geschlagen, vertritt auch keinen Standpunkt, außer eben den seiner Tagesschau. Da verkehrt sich die aktivistische Geste ins Aufgeilen am Spektakel.

Auf der Strecke bleibt unter solchen Umständen immer gerne, dass es hinter den Gegenätzen von Schwarz und Weiß, von Erschossenen und Polizisten, von Gewalt und Rechtsstaat noch den anderen großen Unterschied zwischen Arm und Reich gibt. Dass es die Armen sind, gleich ob schwarz oder weiß, die auf der Straße erschossen werden oder hinter Gitter gehen. Derzeit sieht vieles in der Verarbeitung von #Ferguson danach aus, als ginge es vor allem darum, die Konfliktlinie der ökonomischen Ungleichheit mit anderen Auseinandersetzungen zu überdecken.

Das verhält sich mit der Gegenoffensive auf Twitter nicht anderes. Sie rückt das Thema wieder ganz woandershin. Unter den relevantesten Begriffen zu #Ferguson steht #Russland an fünfter Stelle. Ferguson, Russland. Zwei ziemlich gleiche Tweets kamen von zwei Seiten: @UweNess – bei dem er aus der Timeline verschwunden ist – und @TeamKenFM
Wenn #Ferguson in Russland liegen würde – die hiesige Politelite würde toben. So gibt’s etwas Tadel vom Mainstream und das wars. (35Rt)

Womit das beliebte Russland-Thema auch hier an der großen deutschen Geopolitik angeschlossen wäre, die glaubt, sich dummerweise zwischen wildem Westen und wildem Osten entscheiden zu müssen.

twittermonitor - 12h #Ferguson, 25.11.2014, Stand 23:30 Uhr

twittermonitor – 12h #Ferguson, 25.11.2014, Stand 23:30 Uhr

 

Twitter Monitor – Montag, 24. November 2014

#SchauHin von Rassisten gekapert

Im Gefolge von #mahe und #pegida, beide über rechte Aufmärsche durch Berlin und Dresden, stieg im Laufe des vergangenen Tages der Hashtag #Schauhin unter die häufigsten. Und damit die Auseinandersetzung zwischen zwei Nutzergruppen, die entgegengesetzter nicht sein könnten, @Schauhin und @Schauhin2 .

Der erste nutzt den Hashtag „zur Sichtbarmachung von Alltagsrassismus im deutschsprachigen Raum“, und zwar seit er unter anderem von der Bloggerin @kuebra bei der Konferenz „Rassismus und Sexismus ab_bloggen“ 2013 aufkam. Der andere propagiert genau diesen Rassismus: „Für alle nationalen Tweets gegen Überfremdung. Schaffen wir eine solidarische Einheit!

Der rhetorische Schritt, Begriffe vom Kopf in den Arsch zu stellen zu entwenden und umzukehren, lässt sich auf Twitter bestens und live beobachten. Das ist die Kehrseite des Aktivismus.

Bei den relevantesten Usern stehen zwei Rassisten ganz oben. Am häufigsten retweetet wird

#Schauhin: woher kommen Berlins Dealer? (22Rt) von @Schauhin2 und

Durch die Demonstrationen #PEGIDA und #HoGeSa sieht man ganz klar, das Volk hat es satt das Sammelbecken fremder Völker zu sein. 

mit 12 Retweets von @AGNordheide.

Das alles spielt sich doch auf einem eher niedrigen Niveau ab. 22 Retweets sind alles andere als die Volksbewegung, die sich der Verfasser zusammenphantasiert. Ganz abgesehen davon, dass ein Großteil der Aufmerksamkeit von Leuten kommt, die sich nur anschauen wollen, was die Rasissten sich zusammenspinnen, von Daten-Schaulustigen sozusagen.

Ganz abgesehen weiterhin von der Tatsache, dass die Bevölkerung in diesem Landstrich, genauso wie in allen anderen dieser Erde, nie etwas anderes gewesen ist, als ein zusammengewürfeltes Gemisch aller, die sich je quer durch die Gegend bewegt haben. Ungefähr seit es Menschen gibt, gleich ob Neandertaler oder andere. Demgegenüber ist die Erfindung von „Nationen“ eine ziemlich späte und historisch gesehen fatale Erscheinung moderner, nachfeudaler (National-)Staatenbildung.
Aber obwohl sich das alles auf einem ziemlich niedrigen Niveau abspielt, weist allein die Tatsache, dass ein Hashtag wie #Schauhin so dermaßen den Bach runter geht, auf ein größeres Problem hin.

Twittermonitor - 12h #Schauhin und Nachbarschaft, Stand: 25.11.2:00 Uhr

Twittermonitor – 12h #Schauhin und Nachbarschaft, Stand: 25.11.2:00 Uhr

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