#Banken

Fünf Jahre nach der Lehman-Pleite

von , 15.9.13

Das Wochenende vor Montag, dem 15. September 2008, war für die meisten Banker und Finanzfachleute eines, von dem sie noch ganz genau wissen, was sie gemacht haben. Ich saß an meinem Rechner, verfolgte die Nachrichten und schrieb am 14. September diese Beiträge:

  • Showdown für die Finanzmarktkrise an Wall Street
  • Deutsche Banken wären massiv von Lehman Insolvenz betroffen, Kreditderivate verteuern sich

Am 15.9. hat mich die Erklärung von Finanzaufsicht, Bundesbank und Bund überrascht:
 

«Die Engagements deutscher Kreditinstitute bei Lehman Brothers Holding, die einen Antrag auf Gläubigerschutz angekündigt hat, halten sich in einem überschaubaren Rahmen und sind verkraftbar.»

Zitat nach Handelsblatt

 
Ich schrieb damals:
 

“An der Aussage, dass sich die Auswirkungen auf deutsche Institute durch den Antrag von Lehman auf Gläubigerschutz im überschaubaren Rahmen halten, darf aber gezweifelt werden. Ich rechne damit, dass viele Banken in den letzten Monaten noch nicht im erforderlichen Umfang abschreiben wollten, weil sie mit einer Erholung rechneten.”

 

Die Titelseite des Wall Street Journals vom 15.9.2008 …

 

Die Titelseite des Wall Street Journal vom 15.09.2008

 
… und das Dokument, das die Finanzwelt erschütterte:

Der Insolvenzantrag von Lehman Brothers Holding, Inc.

 

Insolvenzantrag von Lehman Brothers

 
Im Netz verfügbar ist auch noch der Live-Ticker der verflossenen Financial Times Deutschland über die Lehman-Pleite. Weitere Ticker von den Tagen danach:
 

 
Am 15. September habe ich die meisten Blogeinträge überhaupt an einem Tag produziert: 11 Beiträge sind Rekord für das Blick Log. Darin erfuhr man wichtige Details, zum Beispiel, dass es stabile Märkte nur in Mauritius und Botswana gab.

Weil, wie bei solchen Ereignissen üblich, nach schnellen Erklärungen gesucht wurde, habe ich damals meine Mindmaps der Finanzkrise begonnen. Wer sich durch die vielen Erklärungen und Thesen klicken will, der steigt am besten hier ein: Mechanismen der Finanz und Wirtschaftskrise 2007-2009. Von dort aus gelangt man auch zu allen Sonderseiten, die sich mit der Finanzkrise befassen.

Die heiße Phase der Finanzkrise habe ich übrigens im April 2010 für beendet erklärt, was für mich übrigens nicht gleichzusetzen ist mit dem Ende der Krise des Finanzsystems. Die dauert nämlich weiter an. 

Vor ein paar Wochen wollte uns die WELT vermitteln, warum die Banken nach Lehman wieder sicherer sind. Ich empfehle dazu Mark Dittlis Beitrag auf Never Mind the Market: Die Gefahr des Grossbankensystems in zwei Charts.

Auch nach Ansicht der Bundesbank ist das globale Finanzsystem zwar stabiler, aber nicht sicherer. “Es ist zu früh für Entwarnung”, zitierte die österreichische Webseite Format den Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret.

 

PS

Die FAZ schrieb letzte Woche:
 

“Fünf Jahre nach der Insolvenz der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers können die Gläubiger der deutschen Tochtergesellschaft auf eine nahezu komplette Erfüllung ihrer Forderungen hoffen.”

 

__________________________________________________

Was andere schreiben

Mit dem Jahrestag haben sich viele Autoren in den letzten Tagen und Wochen beschäftigt. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit u.a. folgende Beiträge:

 
Crosspost vom Blick Log

Zustimmung, Kritik oder Anmerkungen? Kommentare und Diskussionen zu den Beiträgen auf CARTA finden sich auf Twitter und auf Facebook.