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#ZDFlogin: Fakten gegen Eigenlob

von , 21.3.13

Sicher ist es für das Spartenformätchen “log in” nett, den Intendanten persönlich zu Gast zu haben.

Werbung für seinen Sender hat er dort nicht gemacht, vielmehr mit seinem Auftritt bestätigt, was Studien schon lange sagen: Unser altes Publikum ist alt. Aber wir sind toll, denn unsere Dokumentation “Unsere Mütter, unsere Väter” hat doch … Jaja, Herr Bellut. Nur: Eintagsfliegen ersetzen keine Argumente. So ging das durch die gesamte Sendung – PR für den Sender, Schönfärberei, Quacksprech. Kritik? Unfug, wozu denn? Wir machen doch alles richtig.

Dankenswerterweise standen Bellut mit dem Musikproduzenten Tim Renner, dem Journalisten und Blogger Stefan Niggemeier und dem früheren RTL-Chef Helmut Thoma faktenkundige Kritiker und Diskutanten gegenüber, und die Moderatoren Wolf-Christian Ulrich und Sonja Schünemann waren kein bisschen in Ehrfurcht vor dem Chef erstarrt:

Herr Bellut, wieso liefert das ZDF eigentlich Kopien dessen, was wir vor 10 Jahren schon bei RTL gesehen haben?
(Ulrich, bei 19:48)

Dank der stringenten Moderation wurden die umfangreichen Themen Vielfalt, Schließung von ZDFkultur, Rundfunkräte, Gebühren, Programmkosten, Transparenz in der einstündigen Sendezeit sachlich und unterhaltsam abgehandelt.

Die Argumente dürften Vielen aus der Seele gesprochen haben:

Renner:

[w]enn ich das alles ausgliedere: Sobald es Feuilleton wird, rüber zu 3sat, sobald es Politik wird, rüber zu Phoenix, sobald es Musik wird, rüber zu Kultur – dann wird das Hauptprogramm nicht mehr attraktiv sein.
(bei 18:28).

Die 22 öffentlich-rechtlichen Programme hält Helmut Thoma für Unsinn und fasste den Wildwuchs kurz als “karnickelhafte Vermehrung” zusammen (bei 18:45).

Renner:

“[..] sechs ‘Wetten dass’-Sendungen, daraus kann man einen ganzen Kulturkanal machen.”
(bei 23:08)

Niggemeier:

“[..] dass es im System angelegt ist [..], wenn Ministerpräsidenten in Deutschland im Grunde genommen darüber entscheiden können, wer ist der Chefredakteur im ZDF, und wer muss gehen, ohne dass man wirklich eine Begründung dafür hat. Dann entsteht, glaube ich, leicht bei Politikern das Gefühl: Das ist eigentlich unser Sender.”
(bei 29:11)

Und tatsächlich eine selbstkritische Bemerkung von Thomas Bellut:

“Wenn wir nicht modern genug sind, dann sind wir selber schuld. Wir können uns nicht auf die Gremien rausreden.”
(bei 33:25)

Sacken lassen, Herr Bellut.
 

 

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