#absolute Stimmen

Ein Lagerwahlkampf, der die Mitte stärkt

von , 21.1.13

Da die Zahl der Wahlberechtigten in Niedersachsen 2013 mit 6,1 Millionen in etwa so hoch gewesen ist wie 2008, lassen sich die Zahlen gut vergleichen. Gewählt haben am 20. Januar genau 3.620.994 Personen (59,4%).

Die CDU verlor im Vergleich zu 2008 169.012 Wähler. Die FDP gewann 75.145 Wähler hinzu. Macht unterm Strich einen schwarz-gelben Verlust von 93.867 Wählern. Das heißt, es gingen wesentlich mehr CDU-Wähler von der Fahne als die FDP davon abgreifen konnte. Man hat ja am Wahlabend oft nach dem Anteil Peer Steinbrücks am SPD-Ergebnis gefragt, aber seltsamerweise nie nach dem Anteil Christian Wulffs am CDU-Ergebnis.

Die SPD gewann 128.811 Wähler hinzu, die Grünen sogar 215.351. Macht zusammen einen Wählergewinn von 344.162. Die Linke wurde mehr als halbiert und verlor 131.146 Wähler. Die Piraten gewannen (!) 75.539 Wählerstimmen, da sie 2008 noch gar nicht angetreten waren. Das heißt, die vier Oppositionsparteien zusammen verzeichnen einen Gewinn von 288.555 Wählern.

Es gab allerdings nicht nur erhebliche Wählerwanderungen von der CDU zur FDP, es wanderten auch größere Gruppen von der SPD zu den Grünen und von den Linken zur SPD. Das heißt: In beiden Lagern ist – trotz eines angeblich polarisierenden Lagerwahlkampfs – eine auffallende Wählerwanderung hin zur politischen Mitte zu beobachten. Die großen Verlierer sind dagegen CDU und Linke. Moderne “Lagerwahlkämpfe” scheinen von den Wählern als Inszenierungen durchschaut und entsprechend konterkariert zu werden.

Und hier noch das beliebte Auszähl-Spiel, wie viele Wahlberechtigte die Parteien tatsächlich prozentual mobilisieren konnten. Es erreichten:

  • CDU: 21,1 %
  • SPD: 19,1 %
  • Grüne: 8 %
  • FDP: 5,8 %
  • Linke: 1,84 %
  • Piraten: 1,24 %

Bei über 40 Prozent der Wahlberechtigten blieb der sanfte „Lagerwahlkampf“ allerdings ohne positive Resonanz. Sie wählten gar nicht. Und so ist die neue rot-grüne Landesregierung (falls sie denn zustande kommt) von gerade mal 27,1 Prozent der niedersächsischen Wahlberechtigten gewählt worden. Ob das als Legitimationsbasis für eine „andere“ Politik ausreichend ist?

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