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Bulldog Blog – ein neues Blog über Investigatives und Datenjournalismus

von , 11.10.10

Das Bulldog Blog will „best practice“-Beispiele aus dem deutschen und anglo-amerikanischen Raum zeigen, handwerkliche Kniffe vermitteln und zur Diskussion über Recherche anregen. Und: „Dieser Wachhund interessiert sich für bissigen Journalismus, den es Experten zufolge in Deutschland gar nicht gibt, der trotzdem immer weniger wird, aber für die Demokratie unerlässlich ist: Investigativen Journalismus“.

Nagel schreibt aber auch über spezielle Themen wie die HSH Nordbank oder Abgeordnete und ihre Verbandelungen mit Rüstungsvereinen. Nagel wertete in der Vergangenheit zusammen mit Kollegen mit Hilfe von Webscraping-Software die Liste der beim Deutschen Bundestag registrierten Lobbyisten aus und fand dabei heraus, dass fünf Abgeordnete Nebentätigkeiten bei der Deutschen Gesellschaft für  Wehrtechnik, der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik e.V. und dem Förderkreis Heer e.V. nicht beim Bundestag angezeigt hatten. Über diese Recherche schreibt Nagel im Bulldog Blog:

Im Prinzip mussten nur zwei Listen verglichen werden, in der Praxis war dafür ein programmierter Roboter und viel Geduld von Nöten. Mit sogenanntem Webscraping […] las ein Kollege die Namen und Daten der Abgeordneten von der Bundestagswebseite aus. Gleiches geschah mit der Lobbyliste. Die gewonnenen Informationen mussten dann in Access und Excel und angepasst werden.

Ein anderes Thema, dem sich Nagel, der seine auch bei Netzwerk Recherche veröffentlichte Diplomarbeit über das Thema “Investigativer Journalismus in Deutschland und in den USA” schrieb, widmet, ist das in den USA stark verbreitete Computer-Assisted Reporting (CAR).

Nagel erzählt in seinem Blog auch eine Anekdote zu Wikileaks:

Ich erinnere mich an eine Frage aus dem Publikum bei der letzten Netzwerk-Recherche-Jahreskonferenz an Daniel Schmitt auf dem Podium: „Wie fällen Sie Entscheidungen? Eher basisdemokratisch wie bei der taz oder durch Einzelpersonen und Hierarchien?“ Die Antwort war so unpräzise, dass mir der exakte Wortlaut entfallen ist. Sinngemäß: Irgendwie in der Gruppe.

Zudem hat der Muckraker Nagel, der in Leipzig und den USA studiert hat, einen interessanten Linktipp parat. Die

Guantanamo-Datenbank der New York Times. Jeder Inhaftierte ist dort verzeichnet und mit Dokumenten zur Person verlinkt.

Mit seinem neuen Blog reiht sich Nagel ein in eine kleine Schaar von deutschen Journalisten, die über Investigatives bloggen. Wichtigste Vertreter auf diesem Gebiet: Der Stern-Reporter Hans-Martin Tillack mit Mein Rechercheblog, der Blog Journalismus & Recherche, für den unter anderem Albrecht Ude, Marcus Lindemann und der CARTA-Autor Matthias Spielkamp schreiben, der freie Journalist Boris Kartheuser mit seinem Blog Investigative Recherche, die freie Journalistin Brigitte Alfter mit ihrem Blog Watchdog auf euobserver.com und das ARD-Magazin Panorama mit seinem sendungsbegleitenden Blog.

Zustimmung, Kritik oder Anmerkungen? Kommentare und Diskussionen zu den Beiträgen auf CARTA finden sich auf Twitter und auf Facebook.