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DB Research: Digitalisierung mischt die Karten im Verlagswesen neu

von , 1.10.10

Deutsche Bank Research veröffentlicht pünktlich zur Frankfurter Buchmesse eine Studie mit dem Titel “Verlage im Umbruch: Digitalisierung mischt Karten neu”. Wie der Titel schon andeutet, prognostiziert die Bank darin den Akteuren des Zeitungs-, Zeitschriften- und Buchgewerbes erhebliche Veränderungen innerhalb der Branche.

Es werde “völlig neue Geschäftsmodelle und Marktakteure” geben, neue Konkurrenz und neue Kooperationen. Die Bank prognostiziert zweistellige Zuwächse bei journalistischem Paid Content und bei E-Book-Umsätzen lediglich einen Buchmarktanteil von knapp 10 Prozent für 2020.

Das Fazit der Autoren Stefan Heng, Eric Heymann und Marion Müller:

Der Umbruch des Verlagswesens vollzieht sich ständig und unaufhaltsam. Gleichwohl geht der immer wieder angestimmte Abgesang auf traditionelle Druckerzeugnisse, wie Buch, Zeitung und Zeit-schrift, tatsächlich weit an der Realität vorbei.

E-Books in den USA im Aufwind: Dennoch wird der E-Book-Anteil am Buchumsatz hierzulande laut Studie auch 2020 den hohen einstelligen Bereich nicht überschreiten. (Quelle: DB Research Studie)

Einige weitere Ergebnisse der Studie:

  • Die Rezession des Jahres 2009 hat das deutsche Verlagsgewerbe getroffen. Der reale Umsatz in der Branche sank um knapp 5%. Vor allem Zeitungs- und Zeitschriftenverlage mussten wegen der stark gesunkenen Werbeeinnahmen hohe Umsatzrückgänge hinnehmen. Die Buchverlage konnten dagegen ihren Umsatz leicht ausweiten. Sowohl die Vertriebserlöse als auch die Werbeeinahmen dürften 2010 und 2011 vom besseren konjunkturellen Umfeld profitieren. Somit könnten in beiden Jahren die Umsätze in der gesamten Verlagsbranche leicht zulegen.
  • Die Digitalisierung und die Verbreitung des Internets betreffen die Branche in besonderem Maße. Der Umbruch vollzieht sich nicht von heute auf morgen, ist aber unaufhaltsam. Die neuen Angebote (insbesondere aus dem weitläufigen Social Media-Segment) bieten nicht nur attraktive Alternativen zu traditionellen Druckerzeugnissen, sondern eröffnen zudem auch die Chance für völlig neuartige Geschäftsmodelle. Immer mehr Nutzer finden derzeit Gefallen daran, publizistisch hochwertige Inhalte auf ihrem Computer oder auch ihrem modernen Handy (Smartphone) zu lesen. Gleichwohl hat diese Entwicklung auch ihre Grenzen, so dass der immer wieder angestimmte Abgesang auf traditionelle Druckerzeugnisse, wie Buch, Zeitung und Zeitschrift, letztlich weit an der Realität vorbei geht.
  • Lediglich eine verschwindend kleine Minderheit der Leser ist derzeit bereit, für journalistische Inhalte im Internet zu zahlen. Der Anteil von Bezahlinhalten an den gesamten Einnahmen der Verlage liegt aktuell zumeist unter 1%. Zwar erwarten wir hier zweistellige Wachstumsraten in den nächsten Jahren, der Anteil der Bezahlinhalte wird jedoch absehbar im einstelligen Prozentbereich bleiben; Online-Anbieter sollten damit nicht allein auf Bezahlinhalte setzen. Erfolgversprechender sind dagegen Geschäftsmodelle, die sich auf eine Kombination aus frei verfügbaren, hochwertigen journalistischen Beiträgen, Bezahlinhalten, kontextsensitiver Werbung mit hybriden Zusatzfunktionen (z.B. aus dem besonders innovativen Bereich Augmented Print) und integrierten E-Commerce-Plattformen stützen.
  • Im Buchmarkt ist der Online-Vertrieb schon seit mehr als einem Jahrzehnt üblich. Der Online-Anteil am Gesamtmarkt lag 2009 bei gut 12% und wird auch künftig zu Lasten des stationären Buchhandels wachsen. Hinzu kommt, dass mit dem technischen Fortschritt bei der Hardware das E-Book immer mehr Freunde gewinnt. Bis 2020 dürften E-Books in Deutschland einen Marktanteil im hohen einstelligen Prozentbereich erreicht haben. Autoren ermöglicht dies, Bücher direkt ohne den Umweg über Buchhandel oder auch Verlagshaus zu verkaufen. Dies setzt vor allem den klassischen Buchhandel unter Druck.

Die Studie kann hier kostenlos heruntergeladen werden.

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