Rivva krepelt – und US-Verlage investieren Millionen in Ongo
Während Frank Westphal Rivva mal wieder ein Stückchen einrollt, investieren US-Zeitungshäuser Millionen in einen Aggregator. So ist das nunmal.
Gestern erreichte uns eine E-Mail von Rivva-Macher Frank Westphal – mit dem Titel „Adieu Rivva-Widget“. Leider habe das Sponsoring-Konzept für Rivva nicht die erhofften Umsätze gebracht, schreibt uns Westphal. Rivva müsse daher von vier Servern wieder auf „einen kleinen bezahlbaren Server“ umziehen. Das Rivva-Widget, das unter anderem auf Carta anzeigt, wie viele Blogs-Links und Tweets auf einen Text entfallen, müsse er leider einstellen.
Rivva schrumpft sich also gerade mal wieder zurecht. Der gute Ansatz und Frank Westphals Coder-Elan wollen einfach nicht mit Investorenkapital und Massenmarktansätzen zusammenfinden.
Und was ist heute über die USA zu lesen? Dort investieren mehrere klassische US-Zeitungshäuser („New York Times, „Washington Post“, „USA Today“) in Ongo, einen Social Media basierten Aggregator für Nachrichten.
Holger Schmidt urteilt:
„Die Investition zeigt, dass zumindest die amerikanischen Medien diesen Markt nicht kampflos Google oder einem anderen branchenfremden Unternehmen überlassen wollen.“
Gegründet wurde Ongo vom ehemaligen Ebay-Manager Alex Kazim, der zuvor den Blog-Aggregator Tokoni initiiert hatte.
Während also US-Verlage Millionen aufbieten, um die Aggregation von Inhalten auf Basis von Social Media besser zu verstehen und mitzugestalten, dümpelt hierzulande Rivva vor sich hin – ohne Investitionsfantasie, ohne gescheiten Geschäftsplan, ohne Skalierungsinstinkt.
An solchen Tagen kann man fast nur noch mit den Schultern zucken und feststellen, dass hierzulande die Dinge irgendwie nicht zusammenkommen, die zusammenkommen sollten: Ideen, Programmierkunst, Geschäftsmodelle, Geld.
Deutschland sind nicht die USA, Frank Westphal ist nicht Alex Kazim und die Süddeutsche Zeitung ist nicht die New York Times. Ich habe aufgehört, mich darüber zu wundern – so ist das nunmal.
27 Kommentare
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[…] neu auf, Basic Thinking schrumpft zur One-Man-Show, der Perlentaucher bittet um Unterstützung, Rivva krepelt vor sich hin etc. etc. Es wird schon deutlich, dass sich die meisten hoch geschätzten und […]
[…] Postings nicht funktionierte, sah sich Rivva-Macher Frank Westphal im November dazu gezwungen, von vier auf einen Server zu wechseln und einen Teil der experimentellen und die Kernfunktion von Rivva erweiternden Funktionen zu […]
[…] nicht so wenige, vor allem in unserer Internethauptstadt Berlin. Aber wer finanziert die? Trauriges Beispiel rivva: Der wirklich gute News-Aggregator kämpft seit Beginn um Akzeptanz. Und wem tat es nicht weh, zu […]
[cui bono] Schade. Man könnte das Problem auch so angehen: Wem könnte Rivva eine Investition (irgendeiner Art, auch als Forschungsprojekt) Wert sein? ++ Jetzt steht auf http://www.rivva.de/ nur ein Zweizeiler: „Offline | Rivva zieht um…“ ++ http://ongo.com/ ist bereits online, zur Zeit des FAZ-Artikels 29.09.2010 noch nicht; da habe ich zwei Infoseiten gesehen und (für US-Websites doch selten) zwei eMail-Adressen.
Twitter ist gerade mal wieder überlastet, rivva schon länger offline.
Folge: Ich habe große Probleme an aktuelle (und relevante) Themen zu gelangen.
Diese beiden Angebote haben mich faul und abhängig von ihnen gemacht.
[…] dass Rivva nicht die Aufmerksamkeit genießt, die dem Projekt eigentlich zu Teil werden sollte. Carta und Bertdesign haben erst kürzlich zwei informative Beiträge zu diesem Thema geschrieben und […]
Rivva: Rund 200 Stimmen für die nächste Runde des Deutschen Social Media Preises notwendig…
Beim Deutschen Social Media Preis, der vom Twittwoch e.V. ausgelobt wird, habe ich so eben meine Unterstützung für Rivva ausgedrückt. Was ist Rivva überhaupt? Auf der Über Rivva-Seite wird es gut erklärt, ich versuche es a…
[…] einrollt, investieren US-Zeitungshäuser Millionen in einen Aggregator. So ist das nunmal. Carta Startup Weekend “Wir werden dieses Jahr noch mehr auf die Gruppen-Zusammensetzung […]
Rivva ist neben Google News die einzige News-Quelle die ich nutze!
Frank ma Jung, sieh ma zu dass der Service nicht untergeht!
Ich würde dafür sogar zahlen so wichtig ist er mir..
Gruß, rob d
Die deutschen Verlage machen sich halt nur permanent in die Hose. Und wie soll man sich an einem Aggregator beteiligen, wenn man gleichzeitig (defakto) versucht, solchen Angeboten über das Leistungsschutzrecht die Basis zu entziehen?
Stehen etwa (Trans-)Fusionen im Netz bevor?
Wenn für jeden Abmahnungsskandal ein paar tausend Unterstützungs-Euro aus dem Netz rollen, warum dann nicht für Rivva-Server?
http://carta.info/25259/portraet-frank-westphal-ich-wuerde-gern-die-frank-schirrmacher-maschine-bauen/
@Robin Meyer-Lucht Gute Idee :)
@ Pl0g.de: Das ist jetzt aber leider keine gute Monetarisierungsidee – das geht anders.
Ich kenne keinen Aggregator, der für Widgets Geld nimmt. Die Widgets sind doch Werbung für den Aggregator…
Aggregatoren finanzieren sich durch Mehrwertdienste und Werbung würde ich mal sagen.
@Rest: Ich werde mal mit Frank Westphal telefonieren. So geht das ja wohl nicht weiter, oder?
Wie wäre es denn gewesen, wenn man für alle Rivva Widgets Geld verlangt hätte. Wäre CARTA bereit gewesen dafür etwas zu zahlen? Wenn ja, wieviel? Ich denke also, dass Andy so falsch nicht liegt. So ganz kann ich auch nicht verstehen, wie so manches Start-Up immer wieder Finanzierungsrunden für halbgare Projekte abstaubt und Perlen wie Rivva verhungern sollen.
@ Wolfgang Michal
Ja ich denke, ich habe eine Antwort auf die Frage bekommen… ;)
@ Andy
Es wäre falsch, jetzt diejenigen, die kein Sponsoring von Rivva gebucht haben, implizit als mitschuldig hinzustellen. Das Problem von Rivva wird nicht dadurch gelöst, dass sich ein oder zwei Sponsoren mehr finden und dass der Betrieb dann mal wieder ein paar Monate gesichert wäre. Das ist Micromanagement, aber keine Dauerlösung.
@Martin Weigert: Die letzte Frage in Ihrem damaligen Artikel ist die entscheidende: „Will er?“
Die anderen Aggregatoren – wie etwa der da oben unter dem Beitrag: „Das könnte Sie auch interessieren“ – sind so schlecht, dass sie zwar lustigerweise auf die GEZ-Reform und den obigen Beitrag verweisen, aber nicht auf das Carta-Porträt, das vor einigen Monaten über Frank Westphal erschienen ist. Stimmt’s, Robin?
Sehe das genauso wie Sachar und Martin.
Es gibt eine grosse Zukunft für Aggregatoren, wenn man das Geschäftsmodell (und das Konzept) richtig aufsetzt – und das geht.
Danke, Andy.
mich würde mal interessieren warum ihr eigentlich alle kein rivva sponsorship gebucht habt, als das noch ging?
[…] Rivva krepelt – und US-Verlage investieren Millionen in Ongo (CARTA) – Der deutsche Social Media-Aggregator Rivva scheitert mit seinem Sponsoring-Konzept. […]
Sehr schade, in der Tat!
@ Sachar
Word!
Lustigerweise hatte ich exakt vor einem Jahr genau einen derartigen Wunsch geäußert:
http://netzwertig.com/2009/09/21/nachrichtenaggregatoren-rivva-zeig-dem-netz-endlich-was-du-kannst/
Wenn Rivva nicht weiter auf der Stelle treten (oder im Rückwärtsgang fahren) möchte, muss es sich professionalisieren.
Ach herrje – überall knirscht es.
Was wird nun aus der Frank-Schirrmacher-Maschine?
Warum machen wir dieses Hybrid nicht gemeinsam?
[…] carta lese ich soeben: „rivva krepelt?–?und US-Verlage investieren Millionen in Ongo”. Das, was Robin Meyer-Lucht dort zusammengetragen hat, beschreibt ziemlich genau, […]
[…] Rivva krepelt – und US-Verlage investieren Millionen in Ongo — CARTA. […]
@ Gerrit: In der Tat.
@ Sachar: Stimmt. Da hakt es wirklich auf beiden Seiten…
Ich möchte Frank auf keinen Fall angreifen, aber ich verstehe nicht, wieso er nicht versucht Rivva zu professionalisieren. Wieso wird nicht eine zweite Person herangezogen, die sich um das „Business“ – also auch Investoren, Sponsoren und Vermarktung – kümmert?
Rivva ist in meinen Augen eine der wichtigsten Institutionen im Social Web. Da wäre es doch gelacht, wenn sich nicht genug Geldgeber finden ließen.
Nicht zu vergessen: Rivva ist nicht Ongo.