“Orientierung in der digitalen Welt”

von , 7.9.10

Herausgeber Konstantin Neven DuMont hat unter dem Titel “Orientierung in der digitalen Welt” in der Jubiläumsausgabe der Frankfurter Rundschau einen Appell verfasst: Der klassische Journalismus drohe im Digitalzeitalter seine Funktion für die Meinungsbildung zu verlieren, wenn nicht bald neue Einnahmequellen gefunden würden, warnt Neven DuMont. Zugleich versucht er, die Netzdebatten positiv aufnehmen: Er fordert mehr Akzeptanz für Blogs, eine verstärkte Verlinkung und setzt sich für die Netzneutralität ein.

Ein Kernsatz des Textes lautet dennoch:

Zurückgehende Werbeeinnahmen konnten von den meisten Medienhäusern nur durch Kostensenkungen kompensiert werden.

Neven DuMont konstatiert damit aus Verlegerposition, dass die Medienhäuser bislang vor allem Ressourcen abgebaut haben, um auf die zurückgehenden Werbeeinnahmen zu reagieren. Der Sprung zu neuen Formaten, neuen Strukturen und neuen Einnahmemodellen ist nur selten gelungen. Auch bei Neven DuMont ist – bei Betonung der Modernität – zu spüren, dass er sich vor allem auf die alten Stärken des Journalismus im neuen Medium verlassen will. Das ist ein nachvollziehbares Anliegen – aber es greift selbstredend zu kurz.

Schon ein Wort wie “Orientierung” erscheint mir inzwischen als Funktionszuschreibung für den Journalismus im Netz zu paternalistisch gedacht. Orientiert ist das Publikum hoffentlich schon selbst – der Journalismus macht lediglich Filterangebote und offeriert Inhalte.

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