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Donnerstag-Crash: Hinweise auf Ursache verdichten sich

von , 10.5.10

Die US-Börsenbetreiber werden heute der Aufsicht SEC Fragen zu beantworten haben, morgen gibt es eine Anhörung beim Kongress, meldet Reuters. Noch herrscht keine Klarheit, aber die Hinweise verdichten sich, dass weder ein Vertipper noch die Euro-Krise den 15-minütigen freien Fall der Kurse verursacht haben.

Der Grund scheint in den elektronischen Handelssystemen zu liegen, und genauer gesagt, in derem überraschenden Abschalten, wie bereits hier vermutet. Die NY Times schreibt:

That could mean that the computers first flooded the market with sell orders that could not be matched with buyers. Then, just as quickly, many of these networks withdrew from trading.

Eine entscheidende Bruchstelle lag offenbar darin, dass sich verschiedene Handelsnetzwerke zu verschiedenen Zeiten zurückzogen, was die eigentlich vorgesehenen Notfall-Verlangsamungs-Schranken aushebelte.

Naked Capitalism dokumentiert eine ausführliche Analyse eines Händlers vor Ort. Vor dem Crash wurde bei sehr hohem Volumen und fallenden Kursen gehandelt. Damit wurden weitere Verkaufsorders aufgelöst. Über die Klippe fällt das System erst, als sich die High-Frequency Trader (HFT) plötzlich zurückziehen, so der anonyme Händler:

Bids disappeared, spreads blew out, and no one was trading except a handful of orphaned algo orders, stop sell orders, and maybe a few opportunists who had loaded up the order book with low ball bids (“just in case”). High frequency accounts and electronic market makers were, by all accounts, nowhere to be found.

Damit fehlte am Markt die Liquidität, das heißt Verkaufsorders fanden keine entsprechenden Käufer und fielen ins Bodenlose.  Dieser Fall wiederum war offenbar nur möglich, weil viele Trader keine Limits gesetzt hatten, in der Annahme, der computergestützte Handel würde jederzeit genügend Liquidität zur Verfügung stellen. Tatsächlich wird das auch immer als Argument für die Vorteile des Rechnerhandels angeführt. Nur im Unterschied zum herkömmlichen Spezialisten, der am Markt die Aufgabe hat, für einen liquiden Handel zu sorgen,  handeln HFT-Programme allein zum Wohl der Großbanken und scheren sich einen Teufel um das Funktionieren des Marktes.

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