#Al Kaida

Terror in Mumbai: Die zynische Logik der Nicht-Vorhersehbarkeit

von , 9.12.08

Die Internationale des islamistisch durchsetzten Terrorismus hat in Mumbai wieder einmal auf furchtbare Weise zugeschlagen. Die Zielwahl erfolgte wieder nach folgendem Muster:

1. Eine lebendige offene Demokratie, in der eine freie Presse existiert und die dafür sorgt, dass ein derartiger Terroranschlag sofort weltweit verbreitet wird.

2. Ein Ort, der weltweit bekannt ist, und in dem viele wichtige wirtschaftliche Institutionen vorhanden sind, die durch Terroranschläge empfindlich getroffen und in ihrer Funktionsweise beeinträchtigt werden (Tourismus, Börse, Wirtschaftsleben, religiöse Einrichtungen).

3. Die Möglichkeit, innerhalb kürzester Zeit mit 15-20 Terroristen eine maximale Zerstörung und eine Anzahl von Toten zu „produzieren“, die weltweite Aufmerksamkeit garantieren.

Leider erfüllte Mumbai diese Zielvorstellungen in hervorragender Weise. Darüber hinaus gelingt unter Umständen auch noch eine Destabilisierung der Region, wenn das Misstrauen zwischen Indien und Pakistan noch stärker wird, und möglicherweise starke Spannungen und kriegerische Konflikte zwischen beiden Ländern dadurch wieder entstehen können.

Das Handwerk des internationalen islamistischen Terrors ist ein moderner Terrorismus, der aus einer Mixtour aus Jehad und eiskalter Berechnung besteht, und der eines seiner wesentlichsten Ziele, die Zerstörung der offenen Demokratien und der westlichen Lebensart durch derartige Terroranschläge zu erreichen versucht. Diese Art von Terror entsteht im Kopf von einigen wenigen rational kalkulierenden Analytikern. Er wird dann von einigen gründlich ausgebildeten Terroristen durchgeführt, die sehr wahrscheinlich von ihrem „Mastermind“ laufend Instruktionen erhielten – natürlich jederzeit bereit, das eigene Leben aufs Spiel zu setzen: Dabei sorgt nicht der eigene Opfertod für den krönenden Abschluss, sondern die Vollstreckung an sich und die Gewissheit der weltweiten Aufmerksamkeit.

Wir erleben jetzt, dass sich der Krieg des islamistischen Terrors verstetigt. Al Kaida und andere Terrororganisationen verfügen ganz offenbar über eine „nachhaltige“ politische, logistische und online casino finanzielle Unterstützung, auf deren Basis Sie in einer globalen Perspektive für Furcht und Schrecken zu sorgen vermögen. Die Nicht-Vorhersehbarkeit dieses weltweiten Zuschlagens dient dem Ziel, dass sich ein permanenter „Ausnahmezustand“ ausbreitet, unter welchem sich ganze Länder, Regionen und Blöcke immer argwöhnischer begegnen und der die Freiheit, die Demokratie und den Pluralismus der westlichen Lebensart einschränkt.

Was kann man gegen diese Art von Terrorismus tun? Sicherlich ist ein Dialog, gerade in dieser Region, zwischen den Kulturen unabdingbar und aus wechselseitiger Achtung und Toleranz können für alle Parteien Gewinne herausschauen. Sicherlich erreichen die Terroristen eines ihrer wesentlichen Ziele nicht, wenn sich die Spannungen zwischen Indien und Pakistan nicht verschärfen, und diese möglicherweise gemeinsam gegen den Terrorismus vorgehen.

Zugleich wird es nicht möglich sein, nur mit Toleranz und Verstehen diesen Terrororganisationen das Handwerk zu legen. Entscheidend wird hierbei sein, den Nährboden des international organisierenden Terrorismus in zweierlei Hinsicht zu bekämpfen: Auf der einen Seite die Armut zu verringern und – noch wichtiger – den Menschen eine Lebensperspektive zu geben, ein wichtiger Schritt für viele Betroffenen in Indien und Pakistan und andere arme Regionen. Auf der anderen Seite ist die noch viel wichtigere geistig-religiöse Auseinandersetzung mit dieser Art von Terrorismus und ihrem Mastermind zu führen, so dass auch in dieser Hinsicht der geistig-religiöse Nährboden entzogen wird.


Friedrich Schneider untersucht im Auftrag der EU die ökonomischen Grundlagen des Terrorismus.

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