#rp10: Inzest im digitalen St. Nirgendwo

von , 14.4.10

Marcus Jauer arbeitet sich heute in der FAZ (Update: hier besserer Link) anlässlich der re:publica an den parajournalistischen Hilfstruppen (“Blogger”) und ihrer selbstreferenziellen Echokammer (“Blogosphäre”) ab. Die selbsterklärte Avantgarde habe alles anders machen wollen und sei nun in der digitalen Mittelmäßigkeit angekommen. Jauer bewegt sich gezielt freimütig auf den sich selbst verstärkenden Bahnen seiner Vorurteile. Er verfolgt dabei vornehmlich die These, dass Blogs die Orientierung im Netz nicht organisieren können – und versäumt so zu fragen, wofür Blogs auch noch gut sein könnten, zum Beispiel für öffentliche Debatten.

Jauer hat insbesondere auch Carta überhaupt nicht verstanden. Carta ist ein Gruppenblog, das Autoren eine gemeinsame Plattform gibt – nicht mein Blog. Carta ist ein eigenständiges Projekt, keine Werbeveranstaltung. Mit Carta versuchen wir, eine Plattform für Austausch und Diskurs zu schaffen.

Sehr schön aber: Die von Frank Westphal erstellte Infografik “Blog-Verlinkungsfluss bei ‘Axolotl Roadkill'” (nicht verlinkbar, da in Flash…).

Hier ein Beispiel für Jauers Pessimismus-Soap – über Johnny Haeusler:

Er spricht über die Twitterer, die sich einfach Teile aus seinem Blog herausziehen und ins Netz schicken, ohne dass er davon etwas hätte, keine Kommentare, kaum Besucher, aber dann will er nicht reden wie die Zeitungsjournalisten, die sich aus denselben Gründen über Blogs beklagen.
„Ich bin jetzt Mitte vierzig“, sagt er, „ich muss überlegen, wie es weitergeht.“

Als man ihn am Ende fragt, ob er junge Blogger kenne, ist er genauso ratlos wie jeder andere, den man zuvor gefragt hatte. Keiner konnte Namen nennen. Es ist, als sei da etwas hinter ihnen abgerissen, und sie haben es nicht einmal gemerkt, so beschäftigt waren sie mit sich.
„Keine Ahnung, wo jetzt alle sind“, sagt er.

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