#Medienwandel

“Die Grenze des Erträglichen für die Süddeutsche Zeitung ist überschritten”

von , 27.2.10

Die Süddeutsche Zeitung (SZ) plant nach Carta-Informationen einen weiteren Stellenabbau in ihrer Redaktion: Insgesamt 21 Personalstellen sollen wegfallen, 14 davon in der Redaktion und sieben in den Sekretariaten. Gekürzt werden soll nicht nur bei den Regionalredaktionen, sondern auch bei der Mantelredaktion der Zeitung. Hier sollen sieben Redakteure und Redakteurinnen ihren Arbeitsplatz verlieren.

Um diese Kürzungspläne war monatelang zwischen Geschäftsführung, Chefredaktion, Redaktionsausschuss und Betriebsrat gerungen worden. Ursprünglich bestand die Geschäftsführung auf deutlich weitergehendere Maßnahmen. Das Verhandlungsergebnis wurde nun intern kommuniziert.

Alle Kündigungen sollen betriebsbedingt erfolgen, begründet mit operativen Verlusten der Zeitung im vorangegangenen und voraussichtlich auch in diesem Jahr. Anfang 2009 hatte die SZ bereits mit einem Abfindungsprogramm ihre Redaktion verkleinert und einigen Mitarbeitern eine “neue Lebensplanung” nahe gelegt.

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Süddeutsche Zeitung: Die SZ von 2010 ist nicht mehr die SZ von 2008 (Foto: Mario Sixtus (cc))

Das Bekanntwerden der neuen Sparpläne hat intern eine heftige Debatte über ausreichende Ressourcen für die Qualitätszeitung und ihre wirtschaftlichen Perspektiven ausgelöst. Der Redaktionsausschuss beklagt in einer internen E-Mail an die Redaktion, dass bereits vorangegangene Sparrunden die SZ erheblich geschwächt hätten: “Wir haben immer wieder vor Einbußen für die Qualität der Zeitung gewarnt und die SZ von 2010 ist auch sicher nicht mehr die SZ, wie sie vor zwei Jahren war.”

In dem Rundschreiben des Redaktionsausschusses wird auch der stellvertretende SZ-Chefredakteur Wolfgang Krach zitiert, der intern gesagt habe: “Der Personalabbau seit 2009 hat die Grenze des Erträglichen für die SZ bereits überschritten.”

Der Ausschuss hält daher eine “offene Diskussion über strukturelle und inhaltliche Reformen” bei der Zeitung für dringend geboten. Die nun bekannt gewordenen Kündigungen belasten, wie in Gesprächen zu erfahren ist, das Betriebsklima und das Vertrauen der Mitarbeiter in die Konzepte der neuen Eigentümer der Zeitung.

Geschäftsführung, Betriebsrat und Chefredaktion waren am Freitag gegenüber Carta zu keiner Stellungnahme in dieser Angelegenheit bereit.

Zu den Stellenplänen der SZ siehe auch Text von Kai-Hinrich Renner auf Abendblatt.de.

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