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Die Nebentätigkeiten der Maybrit Illner

von , 22.7.09

In der Debatte um die Nebentätigkeiten von Journalisten forderte die ZDF-Moderatorin Maybrit Illner („Maybrit Illner“, „Illner intensiv“) kürzlich im Spiegel einen „Kodex, auf den sich alle verpflichten“. Das wäre die „beste Lösung“. Sie selbst habe „ein paar sehr klare Regeln“. Zum einen wähle sie sehr genau aus, was sie moderiere, zum anderen dürften diese Veranstaltungen nicht nur einen Finanzier haben.

Doch zumindest die letzte Regel hat bei Maybrit Illner offenbar nicht immer gegolten. In der Vergangenheit hat Illner auf zumindest einer Veranstaltung moderiert, die nur einen Finanzier hatte. Im Jahr 2001 moderierte die ZDF-Moderatorin den 1. Berliner Kongress der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) im Atrium von Daimler Chrysler Services. Die Lobbyinitiative wirbt vehement für Entstaatlichung, Steuersenkungen und mehr „Eigenverantwortung“ in der Sozialpolitik und machte Schleichwerbung in der ARD-Serie „Marienhof“. Illner hat für ihre Dienste „ein angemessenes Honorar erhalten“, erklärt INSM-Geschäftsführer Dieter Rath auf Anfrage. Den Kongress hat die INSM „alleine finanziert“, so Rath. Erstaunlicherweise war vergangenen November auch der INSM-Berater Bernd Raffelhüschen in Illners Sendung zu Gast.

Im Jahr 2005 sprach Illner auf einem Panel bei der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung zum Thema „Politik im Fernsehen – Ausschlaggebend für den Wahlerfolg?“. Das, obwohl sie regelmäßig CDU-Politiker in ihren Sendungen zu Gast hat und im selben Jahr ein für die öffentliche Meinungsbildung wichtiges Kanzlerduell moderierte.

Für den Heiligen Stuhl moderierte Illner 2000 auf der Expo ein „Vatikanisches Gespräch“ mit dem Titel „’Wenn der HERR das Haus nicht baut, arbeiten seine Erbauer vergebens daran’ – Kirche als Wegbegleiter zu einem gemeinsamen Europa“. An dem Gespräch im Expo-Pavillion des Heiligen Stuhls nahmen der Bischof Josef Homeyer, damals Präsident der Kommission der Bischofskonferenz der EU und der frühere EU-Kommissionspräsident Jacques Santer teil. Santer gilt als Sympathisant des katholischen Geheimbundes Opus Dei. Illner, deren Sendung damals noch „Berlin Mitte“ hieß,  übernahm die Moderation für die Kirche, obwohl sie unter anderem den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz in einer Sendung empfing und sich dort kritisch mit der Politik des Vatikan auseinandersetzen musste. Nathanael Liminski von der „Generation Benedikt“, der in derselben Sendung zu Gast war, bekam sogar seinen eigenen Chat auf der ZDF-Homepage. Auch Liminski hat „keine Berührungsängste“ mit Opus Dei, wie er auf Anfrage mitteilte. Der Sohn des Deutschlandfunk-Journalisten Jürgen Liminski sagt auch Sachen wie: „Ich kenne viele Homosexuelle, und einige tun mir leid. Der Staat muss schon aus reiner Selbsterhaltung die natürliche Form der Ehe und Familie fördern.“ Bei dieser und allen übrigen Veranstaltungen gab Illner keine Auskunft darüber, ob jeweils nur ein Finanzier beteiligt war.

Schließlich leitete Illner eine Diskussion für die „Bildungswerkstatt McKinsey bildet“ sowie 2000 eine Debatte des Walter Hallstein-Instituts für Europäisches Verfassungsrecht im Atrium der Dresdner Bank in Frankfurt. Der Debatte ging eine Einführung des früheren Vorstandssprechers der Dresdner Bank Bernd Fahrholz voraus. Gegen den Ex-Bank-Chef erließ die argentinische Justiz im Dezember einen Haftbefehl wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung im Zusammenhang mit der Pleite einer argentinischen Bank im Jahr 2002.

Ausgerechnet über die Höhe von Honoraren gibt Illner keine Auskunft. Dabei sagte sie gegenüber dem Spiegel: „Ich bin sehr für Transparenz, weil Glaubwürdigkeit ein zentraler Wert eines jeden Journalisten ist“.

Auf Anfrage übermittelte Illner eine Stellungnahme und bat, sie „vollständig zu zitieren- das gehört sicherlich ohnehin zu ihren prinzipien: ich habe all meine nebentätigkeiten vom arbeitgeber genehmigen lassen, moderiere grundsätzlich innerhalb und außerhalb des zdf nicht geheim und habe durch nebentätigkeiten meine journalistische unvoreingenommenheit nie gestört. die kriterien, nach denen ich verfahre, habe ich in interviews und stellungnahmen dargelegt. ich spreche mich genau deshalb für einen kodex für journalisten aus: damit nicht auch in vier monaten noch journalistenkollegen anderen journalistenkollegen solche fragen stellen.“ (Text im Original).

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