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Schwein gehabt Teil 2: WHO ruft Pandemie aus

von , 11.6.09

CARTA hat es gewusst: Anfang Mai sagten wir voraus, dass die Weltgesundheitsbehörde auch noch die letzte und höchste Warnstufe in Sachen H1N1-Virus ausrufen würde, und jetzt ist es passiert (via SPIEGEL Online). “Anhaltende Mensch-zu-Mensch-Übertragung” in mindestens zwei von einander unabhängigen WHO-Regionen – so lautet die bürokratische Formel für etwas, das die Welt zuletzt 1968 mit der sogenannten Hongkong-Grippe wahrgenommen hat. Zwei Millionen Menschen starben Schätzungen zufolge zwischen 1968 und 1969 an dem Virus H3N2 (via FOCUS online). Doch es gab sicher noch einige andere Infektionen, die unbemerkt die Welt umrundeten.

Die Pandemie bedeutet nicht, dass das Virus gefährlicher geworden ist, schreibt SPIEGEL Online zurecht – sein Potential wächst jedoch mit jedem Menschen, den es erreicht. Jahre, vielleicht mehr als ein Jahrzehnt, glauben Wissenschaftler inzwischen, hat sich dieses Virus schon unter Schweinen vermehrt und verändert, bevor es die geeigneten Bedingungen fand, auch den Mensch als Lebensraum zu erobern. Gestorben sind dabei bisher “nur” die Armen oder Schwachen – eine halbe Million New Yorker, rechnen die Epidemiologen (via New York Times) zum Beispiel, haben sich mit der Schweinegrippe infiziert, aber “nur” zwölf sind gestorben, 530 mussten ins Krankenhaus – eine ganz normale Grippe also.

Weil die wie alle anderen auch ihren Ursprung im Schwein hat, sollen nun nicht nur Menschen, sondern vor allem auch Schweine epidemiologisch überwacht werden. Eine Mammutaufgabe: Geschätzte eine Milliarde Schweine leben – meist nur für kurze Zeit – auf diesem Planeten. Ihr Fleisch wird zur Hälfte allein in China verzehrt  (via Worldwatch). 26 Prozent des Getreides wird dort inzwischen an Nutztiere verfüttert, vor 50 Jahren waren es nur acht. Die Gefahr einer todbringenden Pandemie ist nicht vorbei und ein weiterer Grund, über den individuellen Fleischkonsum auch in Europa neu nachzudenken.

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