Medienlinks zum Wochenstart: Selbst schuld an der Krise

von , 7.6.09

Top-Tipp:

Ein Text für den Preis einer Kippe

Jürgen Neffe hat für Spiegel Online eine fundierte Analyse über die Zukunft des (Print-)journalismus geschrieben. Darin nimmt er erstens das vor allem in der Zeit in Mode gekommene Web-Bashing wohltuend sachlich auseinander. Zweitens argumentierte er, dass die Presse an ihrer Krise selbst schuld ist. Sie hat nicht einmal den Versuch unternommen, flexible Micropayments, und seien sie auch freiwillig, einzuführen. Neffes konstruktiver Ausblick:

Guten Journalisten, gerade auch schreibenden, verspricht die Zukunft aufregende Zeiten. […] Wie kaum einer anderen Berufsgruppe bietet sich ihnen in diesem Moment die einmalige Chance, ihre Branche selber neu zu erfinden und ihre Zunft zu retten, wenn sie das Internet nicht als Problem, sondern als Lösung begreifen.

Ein bedrohliches Element:

Eine völlig neue Balance zwischen Preis und Leistung wird sich etablieren. Sobald der Markt über die Lesequote von Autoren und Anbietern entscheidet, setzt ein Verdrängungswettbewerb ein, wie ihn die Zunft noch nie erlebt hat.

Weitere Tipps:

How the web changed the economics of news – in all media

Paul Bradshaw vom Online Journalism Blog hat die wichtigsten Parameter des digitalen Medienwandels zusammengestellt. Das ist alles nicht ganz neu (orientiert sich stark an den Thesen von Jeff Jarvis), aber sehr übersichtlich und präzise formuliert. Mit guten Links.

Die intellektuelle Elite weiß nichts vom Internet

Wer den Heidelberger Appell (“ein Dokument der Angst und Faktenferne”) unterzeichnet hat, hat ihn nicht verstanden, argumentiert David Harnasch im Tagesspiegel. Bei ”Open Access” gehe es ausschließlich um die freie Publikation wissenschaftlicher Texte, die mit öffentlichen Mitteln gefördert wurden. Mit Googles ”Book Search” habe das nichts zu tun.

Und, wer bezahlt Journalismus?

Eva Schweitzer, freie US-Korrespondentin glaubt nicht, dass Online alleine guten Journalismus hervorbringen kann. In der gedruckten Zeitung finanziert der anzeigenträchtige Teil den weniger anzeigenträchtigen mit. Im Internet funktioniere das nicht mehr:  “Wer lesen will, wie viel Geld Lobbyisten von AIG an den Kongress gegeben haben, klickt noch lange nicht auf die Fotostrecke mit Paris Hilton. Das ist der Kern der Krise.”

@Deutsche Welle Global Media Forum: Still space for in-depth journalism?

Beim Global Media Forum der Deutschen Welle ging es zweieinhalb Tage lang trotz des Mottos ”Conflict Prevention in the Multimedia Age” auch viel um den digitalen Wandel und die Zukunft des Journalismus an sich. Kevin Anderson, Blog Editor des Guardian, hat in einem unglaublichen Output über den Kongress berichtet. S. verlinkte Überschrift, sowie hier und hier.  Anderson diskutierte auch auf dem Panel “Social Media Journalism”. Einen Bericht darüber gibt es bei Medial&Digital.

Why The New York Times Doesn’t Call Its Readers ‘Readers’

AdAge hat mit den Spezialisten gesprochen, die sich bei der New York Times immer neue Schnittstellen (APIs) ausdenken, programmieren und mit Inhalten füllen. Die Nutzung ist entweder kostenpflichtig (ein kleiner Teil) oder sollen Links und Traffic zur Website generieren. Die kostenfreie Variante scheint gut zu funktionieren: 162.000 externe Websites linken an einem durchschnittlichen Tag (!) zur NYT.

What skills are most important for an online journalist?

Acht wichtige multimediale und soziale journalistische Fähigkeiten für die Zukunft listet das australische Blog News Frontier auf. Andere Reihenfolgen in den Kommentaren.

A Brief History of Social Media

Die sozial-mediale Revolution begann schon in den 50er Jahren mit den ersten Phone Phreaks. Wie es von da an bis heute weiterging, beschreibt der Social Media Rockstar in einem anschaulichen Rückblick.

Die Fachjournalistin Ulrike Langer bloggt auf medialdigital, wo sie auch diese Linkstipps regelmäßig veröffentlicht. Carta übernimmt die Linktipps mit freundlicher Genehmigung der Autorin als Crossposting.

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